Diabetiker-Produkte
Spezielle Diabetiker-Produkte sind aus dem Handel verschwunden. (bigstockphoto.com / ratmaner)

Diabetiker Produkte

Spezielle Diabetiker-Produkte sind aus dem Handel verschwunden. Das liegt an einer Änderung der sogenannten Diätverordnung, genauer gesagt der Verordnung über diätetische Lebensmittel. Sie stammt aus dem Jahr 1963 und basierte vor ihrer Neufassung auf heute längst überholten wissenschaftlichen Erkenntnissen. 2010 trat eine Änderung in Kraft, mit der sämtliche Regelungen zu Diabetiker-Lebensmitteln ersatzlos gestrichen wurden. Mit einer Übergangsfrist von zwei Jahren, die am 9. Oktober 2012 endete, musste die Kennzeichnung als Diabetiker-Produkt entfallen. Den bis dahin häufig zu findenden Satz „zur besonderen Ernährung bei Diabetes mellitus“ wird man also heute auf dem Etikett vergeblich suchen. Ein späterer Verkauf war aber noch zulässig, solange das Mindesthaltbarkeitsdatum nicht überschritten war – schließlich sollten gute Sachen nicht einfach auf dem Müll landen.

Zucker ersetzen reicht nicht

In der über fünfzig Jahre alten Diätverordnung ging der Gesetzgeber noch davon aus, dass ein Lebensmittel für Diabetiker geeignet ist, wenn man gewöhnlichen Haushaltszucker (Saccharose) durch andere Stoffe ersetzt. Das sind zum Beispiel Fruchtzucker (Fruktose), Süßstoffe wie Aspartam oder Zuckeraustauschstoffe wie Sorbit. Viele Süßungsmittel haben Vorteile bei Diabetes mellitus, bergen aber, wie man heute weiß, auch Risiken. Ein Lebensmittel mit Fruktose ist zum Beispiel in keiner Weise kalorienreduziert. Glaubt der – häufig auch übergewichtige – Diabetiker, er könne von seiner Diät-Schokolade mehr essen, weil sie ja schließlich ein Diabetiker-Produkt ist, verschlimmert er sein Gewichtsproblem.

Fruktose gilt als wesentliche Ursache für zunehmende Fettleibigkeit in unserer Gesellschaft. Zuckeraustauschstoffe sind nicht für jeden verträglich. In größeren Mengen können sie Blähungen, Bauchschmerzen und Durchfall verursachen. Außerdem steigt der Harnsäurespiegel und damit ein Wert, der für Diabetiker oft ohnehin schon ein Problem darstellt. Im schlimmsten Fall kann zu viel Fruktose sogar zu einer Insulinresistenz führen. Bei den Zucker-Alternativen fehlt dem Körper in der Regel das Stopp-Signal, also besteht die Lust auf Süßes weiterhin. Und Zuckeraustauschstoffe wirken auf den Blutzuckerspiegel genau wie gewöhnlicher Haushaltszucker, sind also für den Diabetiker genauso gut oder schlecht geeignet wie Zucker.

Essen wie ein gesunder Mensch

Mit dem Ende von speziellen Diabetiker-Produkten ist Schluss mit Abzocke durch überteuerte, aber im Endeffekt schädliche Lebensmittel. Haushaltszucker ist für Diabetiker kein Gift. Er sollte nur in Maßen und in Kombination mit einer ausgewogenen Ernährung konsumiert werden, wie sie auch für die gesunde Bevölkerung ernährungswissenschaftlich empfohlen wird. Bis zu fünfzig Gramm Zucker (oder auch Honig), das sind etwa drei Esslöffel, sind in der Regel unbedenklich. Bis zu 10 % der täglich benötigten Energie darf auch der Diabetiker in Form von Zucker aufnehmen. Ergänzt um viel Obst und Gemüse, mindestens dreißig Gramm Ballaststoffe, reduzierte Fettmengen und wenig Alkohol wird auch ohne Diät-Schokolade ein Ernährungsplan daraus, bei dem der Diabetiker auf Genuss nicht verzichten muss.

Laura Ziegler
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Laura Ziegler

Bei mir wurde vor neun Jahren Prä-Diabetes diagnostiziert. Von dieser Krankheit hatte ich zuvor noch nie etwas gehört, so dass ich keine Ahnung von den möglichen Gefahren hatte. Mittlerweile habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, die Menschen über diese Krankheit aufzuklären und sie zu ermutigen, etwas dagegen zu unternehmen.

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