Der Blutzuckerspiegel im subkutanen Fettgewebe kann mit einem Sensor gemessen werden, der am Oberarm von Diabetikern angebracht wird. Dies sollte die Lebensqualität für alle verbessern. Trotzdem ist es kein Ersatz für regelmäßige Blutzuckermessungen.
Insulinabhängige Diabetiker können mit dem neuen Glukosesensor das Stechen in den Finger bei der Selbstbehandlung ihrer Erkrankung vermeiden. Der Glukosegehalt der Zwischenzellflüssigkeit des subkutanen Fettgewebes wird mit einem Oberarmsensor gemessen und mit einem Lesegerät angezeigt.
Ab Ende Oktober können erwachsene Diabetiker das FreeStyle Libre® Flash-Glukose-Messgerät direkt auf der Website von Abbott kaufen. Der medizinische Direktor von Abbott Diabetes Care, Dr. Thorsten Berg, sagt, dass das Gerät nicht als Ersatz für kontinuierliche Blutzuckermessgeräte gedacht ist. Insulinabhängige Diabetiker werden von der verbesserten Lebensqualität und mehr Privatsphäre profitieren, die dieses Gerät ihnen bietet.
Laut Dr. Udo Hoss vom US-Hauptsitz des Unternehmens in Alameda, Kalifornien, wo der Sensor entwickelt wurde, kann der Blutzuckerspiegel im Unterhautfettgewebe 14 Tage lang ohne Kalibrierung genau gemessen werden. Die enzymatische Glukoseoxidation wird zur Messung des Glukosegehalts und des Stromausgangs mit einem Drei-Elektroden-Gerät verwendet. Laut Hoss stimmen die Ergebnisse mit den Glukosespiegeln im Kapillarblut nach einer fünfminütigen Verzögerung überein. Eine Evaluierungsstudie mit 72 Teilnehmern ergab eine mittlere absolute Abweichung von 11,4 Prozent, als sie die Ergebnisse der einzigartigen Messtechnik mit routinemäßigen Blutzuckertests über 14 Tage verglich.
Nach etwa 14 Tagen ist es an der Zeit, den Sensor auszutauschen.
Der Sensor wird mit Hilfe eines Applikators fest in den Oberarm gedrückt und kommt mit dem subkutanen Fettgewebe in Kontakt, das etwa die Größe einer Zwei-Euro-Münze hat. Pflaster an der Unterseite sorgen für einen festen Sitz. Für 14 Tage ununterbrochene Blutzuckermessung lässt sich der Sensor in nur 60 Minuten einrichten und ist einsatzbereit, wenn Sie es sind. Dann ist es an der Zeit, ihn zu ändern. Nachdem Sie den Sensor und das Pflaster angelegt haben, empfiehlt Berg ein 30-minütiges Bad oder einen Saunabesuch.
Mit dem Lesegerät, einem Touchscreen in der Größe eines Smartphones, kann der Patient den Sensor aus kurzer Entfernung scannen, um den Blutzuckerspiegel zu überprüfen; dies kann sogar über der Kleidung geschehen. Das Gerät zeigt dann den aktuellen Glukosewert und den Glukosetrend der letzten 15 Minuten in Form eines Pfeils an. Ein achtstündiger Glukosetrend wird ebenfalls als Kurve auf dem Display als dritte Information angezeigt. Für ein umfassendes 24-Stunden-Blutzuckerprofil wären drei Messwerte im Abstand von jeweils acht Stunden erforderlich.
Jens Kröger, Internist in einer Hamburger Diabetes-Klinik, sagt, dass die ersten Nutzer des Geräts die zusätzlichen Informationen, die es liefert, sehr schätzen, da sie sich nicht in den Finger stechen müssen. Die Typ-1-Diabetikerin Hannelore Koller sagt, dass sie durch die Überwachung am Abend in der Lage ist, die Ereignisse der Nacht vorauszusehen und die notwendigen Anpassungen vorzunehmen.
Um die Kosten für das Lesegerät und die Sensoren zu übernehmen, führt Abbott jetzt Gespräche mit Krankenkassen. Routinemäßige Blutzuckermessungen mit Teststreifen und Lanzetten sind laut der Studie für Personen, die eine verbesserte Insulinbehandlung erhalten, nicht viel teurer.
Glukoseüberwachung in Echtzeit im Gewebe (CGM)
Ein Sensor, ein Sender und ein Empfänger bilden das rtCGM-System. Je nach Gerät kann der Sensor am Bauch oder am Oberarm platziert werden. Mit Hilfe einer Einführhilfe wird ein Messfaden an die Sonde angeschlossen, die dann in das Unterhautfettgewebe eingeführt wird. Alle fünf Minuten prüft der Sensorfaden die Gewebeflüssigkeit auf Zuckerwerte.
Der Sensor kann auch in der Badewanne, unter der Dusche oder im Schwimmbad getragen werden. Je nach Gerät ist ein Sensorwechsel alle sechs bis 14 Tage erforderlich. Der Sensor kann auch mit einer speziellen Technik unter die Haut des Oberarms eingeführt werden. Die Glukosewerte werden drahtlos über einen Sender, der auf der Haut darüber angebracht wird, an ein Empfangsgerät gesendet. Der Sensor dieses Geräts kann bis zu sechs Monate lang unter der Haut implantiert bleiben. Außerdem stehen Experten zur Verfügung, um den notwendigen Austausch vorzunehmen.
Bei anderen rtCGM-Systemen ist der Sender direkt mit dem Sensor verbunden. Neben einem kompakten, tragbaren Empfänger und einer App, die den Blutzuckerspiegel anzeigt und aufzeichnet, gehören zu den Empfangsgeräten ein Smartphone, eine Armbanduhr oder ein Tablet. Auch ein Empfangsgerät, wie z.B. eine Insulinpumpe, kann verwendet werden.
Der aktuelle Blutzuckerspiegel kann jederzeit auf dem Display des Empfangsgeräts abgelesen werden. Auf dem Display werden neben der aktuellen Zahl auch Trendpfeile angezeigt. Die Pfeile auf der Grafik zeigen an, ob der Blutzuckerspiegel steigt, fällt oder gleich bleibt.
Der Empfänger aktiviert eine akustische oder eine Vibrationswarnung, wenn sich eine Hyperglykämie oder Hypoglykämie anbahnt, so dass Gegenmaßnahmen ergriffen und z.B. eine schwere Hypoglykämie vermieden werden kann.
Die während des Tages und der Nacht gesammelten Daten können elektronisch ausgewertet werden. So können die Kunden ihre Blutzuckerwerte über einen längeren Zeitraum hinweg verfolgen.